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Geschichte des Marktes Mörnsheim

Mörnsheim blickt auf eine über 1100-jährige Geschichte zurück. Die ersten Spuren menschlichen Lebens im Gailachtal sind aber noch viel älter.

Von Mörnsheims langer Historie zeugen noch Reste der Befestigungsmauer um den Markt und die Burgruine auf dem Schloßberg. Die Pfarrkirche St. Anna wurde bereits 1605 genannt. Heute steht noch der Turm aus dem 13. Jahrhundert neben einem Neubau von 1956. Im Inneren findet man einen gotischen Taufstein. Vom Schloßberg, wo einst die Mörnsheimer Burg stand, hat man einen schönen Blick auf den Markt. Es fällt besonders der wuchtige Kastenhof mit Torbogen und Brücke auf. Er war nach Aufgabe der Burg Sitz des Eichstättischen Amts. Sehr reizvoll sind auch die Motive im Mörnsheimer Malerwinkel. Im Ortsteil Mühlheim zeigt die Dorfkirche, den Heiligen Cyriakus, Largus und Smaragdus geweiht, romanischen Baustil. Sie ist schon im Testament des Hl. Sola (+794) aufgeführt. Eindrucksvoll über Altendorf liegt die Filialkirche „MARIA END“. Es ist eine alte Marienwallfahrtsstätte. Im Kern gotisch wurde sie 1709/10 von Jakob Engel barock verändert. Jakob Eck schuf 1710 die Stuckaturen und die Stuckkanzel. Der Hochaltar enthält eine bedeutende Marienfigur aus der Zeit um 1480. Eine Tongruppe „Marientod“ befindet sich im nördlichen Seitenaltar (um 1440). In einer Nische steht ein Hl. Leonhard aus der Zeit um 1500. Christian Handschuher schuf um 1710 die bewegte Vespergruppe an der Nordwand.

Von den ersten Siedlungsspuren bis zur Herrschaft der Bischöfe

Auf der Suche nach den ersten Spuren menschlichen Lebens im Gailachtal sind wir auf Vermutungen von Fachleuten angewiesen. Der große Historiker und Heimatforscher Dr. Winkelmann vermutet die ersten Menschen hier schon in der älteren Eisenzeit und schreibt ihnen die heute noch deutlich erkennbaren Steinwälle zu, die sich vom Raffelstein bogenförmig über den Schanzelbuck zum Burgberg erstrecken. Andere Wissenschaftler ordnen sie glaubwürdiger der Hallstattzeit zu. Sicherer ist jedenfalls, dass das Grafsloch bei Altendorf eine Höhlenwohnung der Steinzeit war. Ob auf dem Burgberg eine römische Befestigung war, ist nicht sicher; die Pflastersteine des Castells zu Pfünz stammen jedenfalls von den Hängen zwischen Mörnsheim und Mühlheim. Nach der Endung des Ortsnamens auf -heim, darf man Mörnsheim und Mühlheim in die karolingische Zeit zurückdatieren. Mühlheim ist 793 schriftlich erwähnt als Jagdplatz der Könige und als Besitz des hl. Sola und kam bei dessen Tod 794 an Fulda, Mörnsheim dagegen an die Bischöfe von Eichstätt. Der urkundlich 918 zum ersten mal genannte Ort Morinesheim, im bischöflichen Forstbann gelegen, war das heutige Altendorf.

Vermutlich um 1000 dürfte auf dem Burgberg schon eine Art Fliehburg bestanden haben, um die sich im Tal der heutige Ort Mörnsheim bildete, während das alte Dorf zu Altendorf wurde. 1228 ließ der Bischof von Eichstätt auf seiner alten Burg in Mörnsheim einen festen Turm erbauen.

Zu den bischöflichen Gütern zählten um diese Zeit außer Mörnsheim noch Höfe auf dem Lichtenberg, in Altheim und Haunsfeld. Die Bischöfe wussten ihren Besitzstand zu erweitern und kauften 1282 vom Grafen von Truhendingen, dem Vogt des Klosters Solnhofen, den Ort Mühlheim mit den Höfen Bernbuch, Hagenau und Titingen. Diese Höfe bestehen heute nur noch als Flurnamen von Mühlheim. In einer dieser Kaufurkunden ist Mühlheim mit 1 Meierhof, 3 Mühlen und 20 Hofstätten beschrieben. Verwaltet wurde der bischöfliche Besitz von der Burg in Mörnsheim aus, auf der sich der Bischof (Reinboto) selbst des Öfteren aufhielt. Sein Nachfolger Konrad II. umgab den Ort Mörnsheim 1297-1305 mit einer festen Mauer. In den folgenden Jahren, als sich der Bischof mit dem Grafen von Öttingen um das Hirschberger Erbe stritt, wurden Mühlheim und Mörnsheim weitgehend zerstört. Wegen Geldverlegenheit musste der Bischof seine Vogteirechte über das Mörnsheimer Besitztum an den Ritter Seifried von Mörnsheim verkaufen. Erst sein Nachfolger Marquard I. konnte die verpfändete Burg mit den umliegenden Besitzungen wieder zurückkaufen.

Mörnsheim wird zum Markt

Die wachsende Bedeutung Mörnsheims findet ihren Ausdruck in der Tatsache, dass Bischof Berthold 1354 von Kaiser Karl IV. für die stark befestigte Burg und den ummauerten Ort Mörnsheim das Halsgericht zugesprochen bekam. Mit dieser am 24. Juni 1354 ausgestellten Urkunde erhielt Mörnsheim auch das Recht zugesprochen, auf ewige Zeiten vier Jahrmärkte und jeden Montag einen Wochenmarkt abzuhalten. Damit war Mörnsheim zum Markt geworden und zum Verwaltungs- und Gerichtsstand erhoben. Demzufolge wurde auch die Burg mehr ausgebaut und der Markt stärker ummauert. So entstand an der Südseite der Burg der beiderseits ausgemauerte Zwinger und an der Brücke über den Forellenbach ein schönes Absteigequartier für den Bischof (Vorläufer des Kastenhofes) und daneben 1404 der heutige Torturm.

Schon 30 Jahre später erhielt die Burg einen tieferen Wallgraben und die in Resten heute noch teilweise sichtbaren sechs mächtigen Wehrtürme (um 1440). Um 1460 erfolgte der endgültige innere Ausbau mit einem vierstöckigen Herrenhaus. Die Afra-Kapelle scheint älteren Datums zu sein. Das Osttor im Markt entstand 1494 und wurde 1901 abgebrochen. Herr auf der Burg war über Jahrhunderte die Adelsfamilie derer von Morinesheim oder Mörnsheim. Ihr Adelsgeschlecht ist von 1138-1579 in ununterbrochener Folge nachgewiesen. Sie regierten als bischöfliche Burgvögte, später Pfleger genannt, und wohnten auf der Burg. Neben dem Pfleger amtierte der Kastner vom Kastenhof aus. Er besorgte die Eintreibung der Steuern und Abgaben und war auch Richter. Ihm standen zwei Bürgermeister und ein Ratskollegium zur Seite, die vom Bischof ernannt wurden und als Schöffen fungierten. Der Verwaltungsbereich umfasste um 1500 die Orte Mörnsheim, Mühlheim, Altendorf, Lichtenberg, Schernfeld, Schönau, Ochsenhart, Sappenfeld und Ruppertsbuch. Die Ritter von Mörnsheim waren nie Besitzer der Burg, sondern nur Beauftragte des Bischofs. Sie gaben sich auch oft den Beinamen von Otting, was auf eine enge Verwandtschaft zu den Fürsten von Öttingen schließen lässt. Ihre eigenen Besitzungen umfassten neben einem Haus in Mörnsheim Teile der Dörfer Tagmersheim und Blossenau. Während die Herren von Mörnsheim noch vor 1500 ihren Wohnsitz nach Aurach bei Herrieden verlegten, taucht die Familie der Ottinger um 1560 in Tagmersheim auf.

Obwohl das Halsgericht (1354) ursprünglich nur für den Ort Mörnsheim galt, richteten die Mörnsheimer bald in ihrem ganzen Verwaltungsbereich. An Urteilen und Vollstreckungen sind überliefert:

  • 1444 Enthauptung eines Mannes namens Benlein aus Hagenau (Hof zwischen Mühlheim und Tagmersheim)
  • 1520 Hinrichtung eines Diebes am Galgen
  • 1527 Enderlein aus Mühlheim wegen Diebstahls von 2 Gulden ausgepeitscht und auf 10 Meilen verbannt
  • 1540 Nach Ermordung des Kolbmüllers wird die Frau der Mittäterschaft überführt und kann aus dem Gefängnis fliehen
  • 1614 Verbrennung einer Hexe namens Strobel

Die „Harte Fron“ – Mörnsheim in der Reformationszeit

Schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts regierten die bischöflichen Pfleger auf der Burg mehr oder minder unbeschränkt. Sie missachteten sogar die Vorrechte des Pfarrers, indem sie auch den Mesner bei Androhung von Kerker und Strafe als Treiber fronen ließen. Ihre Jagden gingen weit über ihren Amtsbezirk hinaus und tagelang mussten nicht nur die Hörigen, sondern auch die Handwerksmeister bei der Jagd nach Hirsch und Wolf Treiberdienste leisten. Die Unterdrückung nahm ein schier unerträgliches Ausmaß an und wie überall im Lande, seufzten auch die Mörnsheimer unter Fron und Zehent.

All das stand in krassem Widerspruch zu dem, was der neue Glaube an Menschenrecht und Menschenwürde versprach. Luthers Lehre war von drei Seiten an Mörnsheim herangerückt. Die Männer des Ortes waren schon zum Abfall bereit, aber die Frauen wollten dem alten Glauben treu bleiben. Sie standen unter dem Einfluss des äußerst standhaften und regsamen Pfarrers Sighard und fanden Unterstützung durch den Ratsherrn Kotenburger. So blieb Mörnsheim katholisch und dem Pfleger untertan. Während sich nun andernorts 1525 die Bauern zu einem regelrechten Sturm gegen ihre Unterdrücker zusammenscharten und auch in Dollnstein und Wellheim Aufruhr loderte, wollten sich die Mörnsheimer heimlich ihres Peinigers entledigen. Bei einer Jagd, zu der der Pfleger Marschall Erkinger seine Untertanen befohlen hatte, verabredeten drei Leute des Ortes, Maincöntzle, Sixtus Kuhn und Jakob Thumsen (Thomsen) in einem Gebüsch den Pfleger zu ermorden. Dabei wurden sie belauscht und festgenommen, bevor sie ihren Plan ausführen konnten. Wohl wegen der Schwere ihres geplanten Verbrechens wurden sie nicht in Mörnsheim abgeurteilt, sondern in Eichstätt, zumal es sich herausstellte, dass sie nur Glieder eines größeren Komplotts und auch für andere Gewalttaten und Diebstähle verantwortlich waren. Sie wurden mit ihren Komplizen (angeblich 11 Mann) zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Der Festspieldichter Franz Stößl hat nach diesem historischen Hintergrund sein Stück „Harte Fron“ frei gestaltet und dabei seinem Heimatort ein Werk geschenkt, an dem man Einfallsreichtum, dramatische Gestaltung und sprachliche Perfektion nur bewundern kann.

Um 1600 zählt Mörnsheim 53 Häuser, darunter viele Handwerker, wie Leineweber, Schneider, Schmiede, Bäcker, Nadler, Löffelmacher, Müller. An Mühlen werden erwähnt: in Mühlheim die Schwammühle 1282, Kohlmühle 1304, Gröblmühle 1500, Marktmühle 1668. 1612 wird unter Bischof Konrad von Gemmingen der heutige Kastenhof errichtet, der noch zwei steinerne Wappen des Erbauers trägt.

Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen

Der Dreißigjährige Krieg brachte Mörnsheim herbes Leid. 1634 kam eine Abteilung des schwedischen Oberst Sperreuther nach Mörnsheim. Die Einwohner flohen in die feste Burg und verteidigten sie gegen jeden Ansturm des Feindes. Dafür wurde der Ort an neun Stellen angezündet. Später mussten die Mörnsheimer dem siegreichen Sperreuter in Berching huldigen und harte Kriegslast zahlen. Als die Schweden nach Norden gezogen waren, kam kaiserlich-bayerische Einquartierung, die 1638 den Ort ausraubte und 40 Pferde mitnahm. 1639 folgte eine neue Brandschatzung durch die Kaiserlichen und die Einquartierungen in den wenigen noch verbliebenen Häusern dauerten bis 1648. Die Zustände nach dem Krieg schildert ein Chronist so: „Da liegen die Felder unangebaut, alles Vieh, groß und klein ist hinweg, die Häuser sind zerrissen, Tür und Fenster, Kisten und Kasten zerschlagen und verwüstet, alles Gerät, Kleider und Gewand ausgeraubt und den armen Leuten nichts als das elende Leben, welches bitterer als der Tod selber ist, gelassen worden. Man sieht und findet fast nirgends mehr einen alten Mann, die jungen verschmachten vor Hunger und Kummer, sie gehen dahin wie Skelette und sehen dermaßen jämmerlich und grässlich aus, als wenn sie in Rauch gedörrt wären.“

Die Not des Krieges konnte nur ganz allmählich überwunden werden. Weil der Ort verwüstet und auch die Burg stark beschädigt war, siedelte der Pfleger 1645 nach Dollnstein über. Die Burg wurde dem Verfall preisgegeben und lieferte im vorigen Jahrhundert billige Bausteine für Mörnsheimer Häuser und für den Erweiterungsbau der Pfarrkirche.

Bischof Marquard II. genehmigte 1661 eine Brauerei und Gastwirtschaft, anstoßend an den Pfarrstadel, mit Alleinverkaufsrecht für Brot und andere Wegzehrung. Ein Neuburger Hofmedicus versuchte vergeblich den gleichen Bischof zu bewegen, das alte Badehaus im Wildbad zu einem Wasser- und Luftkurort auszubauen. Dagegen wurde das Hammer- und Eisenwerk in Altendorf wieder in Betrieb genommen. Die wesentlichste wirtschaftliche Förderung aber erhielt Mörnsheim mit dem Beginn der Steinbrüche.

Die Pfarrei Mörnsheim

Die älteste Kirche des Gailachtales ist sicher eine kleine Kapelle in Mühlheim zu Zeiten des hl. Sola, aus der die heutige dortige Kirche hervorging. Ein Fenster hinter dem Hochaltar deutet auf die karolingische Zeit.
Die erste Mörnsheimer Kirche stand wahrscheinlich in Altendorf. Als Pfarrei dürfte Mörnsheim in das 11. Jahrhundert zurückdatiert werden mit Altendorf, Lichtenberg, Eßlingen, Hochholz, Wildbad, Sonderholz und einem Teil von Haunsfeld. Mühlheim gehörte von 794-1534 zu Solnhofen. 1401 wurde die Kirche nach einer Restaurierung neu geweiht, 1855 und 1955/56 zweimal erweitert. Sie war ursprünglich eine Marienkirche, erst etwa ab 1700 ist die hl. Anna Kirchenpatronin. Ihre heutige Form erhielt die Pfarrkirche durch den Erweiterungsbau von 1956, dem 1961 eine neue Orgel folgte. Aus der Pfarrei sind bis heute 18 Geistliche hervorgegangen.

Die bekanntesten waren:

  • Johann Martin Eyb, 1630-1704, Fürstbischof von Eichstätt
  • Willibald Zinsmeister, 1759-1824, Abt von Deggingen
  • Johannes Hiermeyer, 1646-1704, Probst von Herrieden
  • Auch eine Äbtissin von St. Walburg, Jakobine Werner, 1646-1706, stammte aus Mörnsheim.


An Besonderheiten aus der neueren Zeit bleibt zu berichten, dass Mörnsheim 1704 von den Franzosen in Brand gesteckt wurde. Im Spätsommer 1854 brach im Gailachtal die Cholera aus und raffte in wenigen Wochen 32 Menschen dahin. Unvergleichlich größere Opfer forderten die beiden Weltkriege, aus denen von der heutigen Großgemeinde einschließlich der Angehörigen von Neubürgern 286 Soldaten nicht mehr heimkehrten. 

Von der Nachkriegszeit bis heute

Seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich Mörnsheims Gesicht gewaltig gewandelt. Durch die Regulierung des Baches wurde den häufigen Überflutungen Einhalt geboten. Die Kreis- und Gemeindestraßen sind voll ausgebaut. Die 1932 erbaute Wasserleitung wurde durch eine Neuanlage mit Tiefbrunnen ersetzt und auf das ganze Gailachtal ausgedehnt. Mittlerweile wurde im Jahre 1984 der Ortsteil Haunsfeld an die Wasserversorgung nach Mörnsheim angeschlossen. Die Kanalisation mit einer modernen Kläranlage kam dazu und die Flurbereinigung verbesserte die landwirtschaftliche Struktur in den 1970er Jahren. Auch in den folgenden Jahrzehnten wurden laufend Verbesserungen in der Abwasserbeseitigung vorgenommen. Das Schulhaus wurde in den Jahren 1992 -1995 umgebaut, eine Sporthalle neu gebaut.

Leider ist der Handel mit den in den im Tagebau gewonnenen Natursteinen in den Steinbrüchen oberhalb Mörnsheims stark eingebrochen, die Nachfrag nach "Solnhofer Platten" rückläufig.

Der Tourismussektor wurde in den vergangenen 50 Jahren forciert und ausgebaut und erfreut sich heute noch einiger leistungsfähiger Gaststätten und Vermieter.

Wenn damit auch viel an Romantik weichen musste, so bleibt der Markt Mörnsheim mit seinen Ortsteilen Mühlheim, Altendorf, Haunsfeld und Ensfeld mit seinem herrlichen Tal und seinen Steinbrüchen ein Ort besonderer Prägung, der Gästen mehr bietet, als man auf den ersten Blick vielleicht vermutet.

Chroniken von Mörnsheim und Ensfeld

Nachdem bereits anlässlich der 1100 Jahr Feier eine Chronik der Marktgemeinde Mörnsheim erschienen ist, wurde auch eine Chronik für Ensfeld veröffentlicht. Beide Chroniken können in der Gemeindeverwaltung erworben werden; die Ensfelder Chronik kostet 30,- €, die Chronik der Marktgemeinde 25,- €.